Manchmal wohnt man jahrelang in einer Stadt und dennoch passiert es hin und wieder, dass man interessante Veranstaltungen direkt vor der Haustüre nicht auf dem Radar hat. So geschehen beim Parkplatz-Motorhaubensitzen 2018 in Köln. Social Media kann ab und zu dann doch mal zu sozialem Austausch führen und dank einem Post von den Jungs bei Petrolheritage Cologne bin ich auf das Event aufmerksam geworden, Der Satz "Für Alte Karren und Bikes" auf dem Flyer reichte, um mich an einem sonnigen Samstagnachmittag in den 924 zu schwingen und der Sache mal einen Besuch abzustatten, auch wenn ich zu dem Zeitpunkt schon das Gefühl hatte, dass es kein "normales" Oldtimertreffen sein würde.
Kaum am Parkplatz unter der Zoobrücke angekommen erblickte ich eine Altblech-Lawine, wie man sie so schnell kein zweites Mal vorfindet. Vom aufgemotzten VW Passat über BMW E30 M3 bis hin zum Chevrolet Camaro oder Opel Rekord im amerikanischen Polizei Anstrich (der aussah als hätte man ihn mit der Farbrolle aufgetragen) war alles dabei. Der Anteil der deutschen Marken war aber im Vergleich zu den amerikanischen Größen der Autobranche dann doch überraschend gering. Mit meinem zierlichen 924 fühlte ich mich ein bisschen wie ein Alien. Die Neugierde aber überwog und so ergatterte ich mir neben einem 911 einen der letzten freien Parkplätze. Womit ich auch zum einzigen negativen Aspekt dieses Abends komme. Das Event scheint erheblich von seinem spontanen Charakter zu leben und so wird der Parkplatz unter der Zoobrücke gleichzeitig von den Besuchern der naheliegenden Therme genutzt. Somit bleit kaum Platz für den großen Ansturm an Klassikern. Manche Schätze stehen dann irgendwo zwischen Familienvan und Großstadt-SUV.
Ausgerüstet mit meiner alten Pentax KX und einem Schwarz-Weiß-Film machte ich mich auf ins Getümmel und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Diskolichter, Rockabilly-Mädels in amerikanischen Straßenkreuzern, Typen in Holzfällerhemden, Steaks auf provisorisch aufgebauten Grills und lauter Rock'N'Roll bedienten alle Sinne. Ein surreales Bild, dass eher in L.A. zu erwarten gewesen wäre als in einer Stadt wie Köln. Eine willkommene Abwechslung zu der sich oft zu ernst nehmenden deutschen Klassikergemeinde. Dies war das exakte Gegenteil zum Concours d'Elegance. Keine hochglanzpolierten Museumstücke sondern Altblech mit ganz viel Patina und Charakter. Genau wie die Leute. Zwischen Dosenbier und Burnouts fühle ich mich einfach wohler als zwischen Champagner und Seidenschal. Aus der Menge hörte ich plötzlich meinen Namen.
Ein alter Bekannter mit seinem VW Karmann Ghia hatte sich zwischen zwei Chevy Vans versteckt. Zusammen erkundeten wir den Parkplatz und stellten schnell fest, dass wir uns früher nie über Autos unterhalten hatten, obwohl wir schon immer die gleiche Leidenschaft teilten. An Gesprächsthemen mangelte es bei dem bunten Mix an Liebhaberstücken sowieso nicht: Oldsmobile, Mustangs, Camaros, Hot Rods, U.S. Police Cars, U.S. Krankenwagen und Bikes. Dazwischen die ein oder andere europäisch-amerikanische Liaison in Form von Opel Monza, Ford Granada und Ford Cortina sowie Klassiker wie der Porsche 911, der VW Käfer oder der Mercedes Benz w123.
Die Sonne verschwand recht spektakulär und tauchte die Szenerie nochmal in goldene Tunke bis die Blaulichter der Police Cars die Beleuchtung übernahmen und die Party begann. Für mich hieß es dann aber leider Abschied zu nehmen von meinem Bekannten und einem "Oldtimertreffen" der anderen Art. Für das nächste Mal habe ich sicher mehr Zeit im Gepäck, wenn unter der Zoobrücke wieder die "Anarchy" losbricht.
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